next up previous contents
Next: Tagesordnung der FVV Up: Impulsiv Nr. 57 - Previous: Die Ringvorlesung Umweltschutz

Stellungnahme der Studierendenvertretung der Technischen Universität München zur Reform des Bayerischen Hochschulgesetzes

Folgender Text wurde auf der Sitzung (6.2.96) des Studentischen Rates der TU München verabschiedet:

Die geplante Reform des Bayerischen Hochschulgesetzes zeigt, daß Reformbedarf an den Hochschulen vorhanden ist. Die bisherigen Vorschläge gehen jedoch an den Bedürfnissen der Hochschulen vorbei.
Die Hochschulen sollen freier und unabhängiger werden. Die geplante Reform würde es aber mit sich bringen, daß nicht nur die Studierenden, sondern auch Professorinnen, Professoren, Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Hochschulen in ihren Freiheiten eingeschränkt werden. Ihre Mitwirkungsmöglichkeiten würden beschnitten. Eine zu hohe Konzentration von Befugnissen ist gefährlich und entspricht nicht unserer Vorstellung von Demokratie. Daher lehnen wir die bisherigen Vorschläge für die Reform ab.

Hochschulleitung

Entscheidungsbefugnisse müssen in kleinen, effizient arbeitenden, aber demokratisch kontrollierten Gremien liegen, an denen die Studierenden paritätisch mit Stimmrecht beteiligt sind.
Die Studierenden lehnen es ab, alle wichtigen Kompetenzen vom Senat auf das Leitungsgremium der Hochschule zu übertragen. Die momentane Situation, daß im Senat ein Kompromiß zwischen den einzelnen Fachbereichen gefunden werden muß, wird für gut befunden, denn so finden auch kleine Fachbereiche Gehör. Die Verlagerung wird abgelehnt, weil eine demokratische Kontrolle der Entscheidungen nicht gegeben wäre und der jetzt schon geringe Einfluß der Studierenden weiter verringert würde. Dies insbesondere, da die Mitglieder des Hochschulrates ohne Mitbestimmung des Senates eingesetzt würden.
Das Einholen des Sachverstandes von Vertretern auch aus der Wirtschaft wird befürwortet, jedoch darf dies nicht über eine reine Beratungsfunktion hinausgehen, und es wird für sinnvoller erachtet, dies auf jeweiliger Fakultätsebene geschehen zu lassen.

Erweiterung der Autonomie der Hochschulen

Die Studierenden unterstützen die Erweiterung der Finanzautonomie der Hochschulen. Die Austauschbarkeit von Sachmitteln und Personalmitteln wird begrüßt, jedoch nur als kleiner Schritt in die richtige Richtung gesehen. Die Vergabe von Mitteln in Form eines Globalhaushaltes wird angestrebt, so wie es auch von den Hochschulen befürwortet wird. Die Verteilung der Mittel auf die einzelnen Fakultäten soll der Senat beschließen. Über die Aufteilung zwischen Personal und Sachposten soll in den jeweiligen Fakultäten entschieden werden.
Weiterhin fordern die Studierenden die Veröffentlichung einer Übersicht über die Ausstattung der einzelnen Lehrstühle. Auf diese Weise soll eine Benachteiligung von einzelnen Lehrstühlen verhindert werden. Angestrebt wird eine Mindestausstattung aller Lehrstühle.
Die Vereinfachung der Übertragbarkeit von Mitteln in das nächste Haushaltsjahr wird begrüßt, dies darf jedoch nicht zu Kürzungen in späteren Jahren führen. Die Einführung hochschulspezifischer Auswahlkriterien im örtlichen und landesweiten Auswahlverfahren für Studienbewerberinnen und Studienbewerber wird abgelehnt. Das Abitur als allgemeine Hochschulreife ist ausreichender Nachweis für die erforderliche Allgemeinbildung.

Förderung der Zusammenarbeit

Die Kooperation innerhalb der Hochschulen und zwischen den Hochschulen muß ausgebaut werden. Forschung lebt nicht von Konkurrenz, sondern von Zusammenarbeit. Es ist falsch, einheitliche Kriterien für die Bewertung von Lehr- und Forschungsbetrieb festzulegen, die maßgebend für die Mittelvergabe sind. Die Definition von Leistung differiert in den einzelnen Fachbereichen zu stark. Es ist eine individuelle Bewertung notwendig.
Eine Anpassung an strukturelle Bedürfnisse des Arbeitsmarktes ist gefährlich. Den ständig wechselnden Anforderungen des Arbeitsmarktes entspricht es nicht, ein hohes Maß von bald überholtem Spezialwissen zu vermitteln. Hochschulabsolventinnen und -absolventen müssen vielmehr über fachliche und außerfachliche Schlüsselqualifikationen verfügen und flexibel auf neue Anforderungen reagieren können. Das Angebot der Hochschule muß dahingehend erweitert werden.

Verbesserung von Lehre und Studium

Die Studierenden begrüßen Bestrebungen zur Verbesserung von Lehre und Studium. Als wichtig wird die Optimierung der Studienberatung und Studierendenbetreuung und die weitere Einführung von Tutorien erachtet. Die Einführung von verstärkt studienbegleitenden Prüfungsteilen und Freiversuchsmöglichkeiten wird gefordert. Mindestens notwendig ist das Ablegen von Vor- oder Zwischenprüfungen.
Die Einführung von Lehrberichten auf Fachbereichsebene und Beteiligung der Studierenden an der Bewertung von Lehrveranstaltungen wird sehr befürwortet, einen wirklichen Erfolg kann man allerdings nur mit einer Veröffentlichung der Ergebnisse erzielen.
Ebenso unterstützen die Studierenden die Einführung von Studiendekanen zur Verbesserung und Koordination der Lehre. Es muß aber darauf hingewiesen werden, daß für eine sinnvolle Umsetzung die Ausstattung des Studiendekans mit zusätzlichen Mitteln und Kompetenzen notwendig ist.
Die Studierenden lehnen die Einführung von Studiengebühren auch für Langzeitstudierende ab. Langzeitstudierende belasten die Hochschule nicht zusätzlich, da auch sie die verschiedenen Angebote der Hochschule nur einmal nutzen, genauso wie alle anderen Studierenden.

Internationalisierung des Studiums

Die Internationalisierung des Studiums wird grundsätzlich begrüßt. Als überaus wichtig wird erachtet, daß im Ausland erbrachte Studien- und Prüfungsleistungen im jeweils eigenen Bildungssystem anerkannt werden. Die Studierenden fordern, daß die deutschen Hochschulen nicht nur für ausländische Studierende interessanter werden, sondern daß auch die Angebote für deutsche Studierende ausgebaut werden, an ausländischen Hochschulen zu studieren.
Die Verbesserung der Kompatibilität des deutschen Studiensystems mit dem angelsächsischen System ist sehr problematisch. Die Einführung von Bachelor- bzw. Masterabschlüssen würde zu einer kompletten Umkehr unseres heutigen Studienaufbaus führen und würde keine einer Hochschule angemessene umfassende Bildung erlauben.
Auch werden Absolventen mit Bachelor von den Unternehmen nicht gewünscht. Die Rolle einer praxisnahen Ausbildung übernimmt im deutschen Hochschulsystem die Fachhochschule.

Die Reform des Hochschulgesetzes darf nicht zum Ziel haben, an den Hochschulen weitere Mittel einzusparen. Die Studierenden fordern vielmehr, die Ausstattung der Hochschulen in Zukunft zu verbessern. Das Wissen und die Ausbildung unserer Hochschulabsolventen ist unsere wichtigste Ressource.

Der Studentische Rat der TU München

 


next up previous contents
Next: Tagesordnung der FVV Up: Impulsiv Nr. 57 - Previous: Die Ringvorlesung Umweltschutz

Impulsiv-Homepage